500!! - und es hätten noch mehr rein gewollt. Draußen standen noch viele an, durften aber nicht mehr rein. Bei 500 ist Schluss - . aus Sicherheitsgründen. Wann hat es das zuletzt gegeben, dass Menschen in die Kirche wollten, aber wegen Überfüllung nicht mehr rein konnten?
Die "glücklichen" 500 Besucher wurden Zeugen eines meditativen sakralen Gottesdienstes der besonderen Art. Aber der Reihe nach.
Die ACK Oberhausen (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) mit ihren acht Mitgliedskirchen hatte am Donnerstagabend, dem 27. September 2018, zu diesem Gottesdienst in den "Dom" des Gasometers, direkt unter der hängenden Spitze des Matterhorns eingeladen. Ein Arbeitskreis hatte das Motto der aktuellen Ausstellung "Der Berg ruft" mit einer Zeile aus dem 121. Psalm biblisch umgesetzt: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen".
"Dieses Bibelwort wird sich wie ein roter Faden durch den Ablauf dieser Andacht ziehen", so Peter Alferding, Sprecher der Oberhausener ACK in seiner Begrüßung. Optisch präsentierte sich Kirche nur mit einem schlichten Kreuz aus Metall . und natürlich durch die Liturgen der beteiligten Kirchen, die in Amtsgewändern neben dem Kreuz Platz genommen hatten.
Biblische Bergwanderung
Weiche und getragene Klänge eines Alphornbläser-Ensembles, die durch die Rundungen der Tonne wie in den Bergen durch ein vielfaches Echo weitergetragen wurden, begrüßen die zwei Wanderer, die sich zu einer Bergwanderung mit Bibel aufgemacht hatten.
"Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?", so der Fragende. "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat", so der Antwortende. "Hallelujah" - der zufriedene Liedruf des fragenden Wanderers, der Antwort durch einen Gottgläubigen bekommen hat, wird von der gesamten Gemeinde mitsingend wiederholt und vervielfältigt sich hundertfach durch den Echowiderhall im Gasometer-Klangkörper. Gänsehaut! Bibeltexte mit Gottesbegegnungen auf Bergen begleiten als Lesungen die Wanderer und lassen sie innehalten.
Persönliche Glaubenszeugnisse
Im zweiten Teil des Gottesdienstes folgten "persönliche Zeugnisse meines Glaubens". Drei Protagonisten berichteten über ihre persönlichen Gotteserleben oder religiösen Erfahrungen mit den Bergen oder in den Bergen.
"Bitte liegen lassen" - Daniel Kabuth von der Neuapostolischen Kirche erzählt von seiner Urlaubsbegegnung mit einem riesigen Felsbrocken, der diese Aufschrift trug. "Mein Glaube gibt mir die Möglichkeit zu erkennen, was ich liegen lassen kann, weil Gott mir die Kraft gibt, mich auf seine Hilfe zu verlassen und nicht alles selber regeln zu wollen".
Peter Alferding gehört zur Römisch-Katholischen Kirche. Er berichtete von seinen Bergsteiger-Erfahrungen, bei denen er sich als Mensch als sehr klein empfunden hat. Einerseits haben ihm die Berge sehr oft seine Grenzen aufgezeigt, andererseits aber auch mit zunehmender Höhe immer einen wohltuenden Abstand zum Alltag finden lassen.
"Erst wandert man auf Wegen, dann werden es Trampelpfade, noch höher folgen Steinfelder und Geröll und schließlich führen nur noch Tritte oder Grate nach oben. Auf dem Gipfel eines solchen Giganten spüre ich, wie groß Gott in der Schöpfung ist und wie sehr nahe ich mich ihm jetzt fühle."
Jeanette Schmitz schilderte, wie sie als Geschäftsführerin des Gasometers an der Idee zur aktuellen Ausstellung mit ihren vielfältigen Inhalten mitgewirkt und empfunden hat. Nach den vergangenen Ausstellungsthemen Magische Orte, Sternstunden und Wunder der Schöpfung drängte sich das Thema Berge geradezu auf.
"Bei allen Themen, ganz besonders jetzt beim Thema Berge, empfinde ich, dass die Natur gewaltig und unglaublich schön ist. Dagegen ist der Mensch klein und wirkt auf mich wie ein unscheinbarer Baustein der Schöpfung."
"Wir wollen zusammen beten"
Joachim Deterding, Superintendent der Evangelischen Kirche, lud zum gemeinsamen Gebet ein.
Wenn 500 Gläubige zusammen das allen Christen gemeinsame Gebet des Vater Unser sprechen, bewegt das innerlich und im Gasometer mit seiner Akustik auch äußerlich.
Mit Segenwünschen als Gebet, vorgetragen von den Sprechern der verschiedenen Kirchen, und mit nachhallenden Klängen des Alphornensembles wurde dieser beeindruckende Gottesdienst beendet.
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